Verfasst von: LaScotia | Februar 28, 2020

Kleine Entdecker

Das geht ja gut los…

Kaum ist Daddy aus dem Haus, macht hier jeder, was er will.

Wie berichtet, sind alle vier Nachkommen derer von McSomething wie selbstverständlich ins elterliche mütterliche Schlafgemach eingezogen.

Nach einigen kleineren Rangeleien und Scharmützeln haben wir uns alle irgendwie darauf verständigt, wem auf welcher Seite des Bettes wieviel persönlicher Platz zur Verfügung steht, und bis jetzt klappt das ganz gut.

So weit, so friedlich.

Also im Grunde könnte dieser erste Absatz auch die Überschrift tragen: Grau ist alle Theorie… aber das wäre dann doch ein ganz eigenes Thema.

Naomi braucht dringend eine neue Windel, und Johnny kann dann gleich mitkommen und sich auf sein Töpfchen setzen. Nicht, dass er es schon zweckbestimmt nutzen würde, aber er findet es cool, darauf zu sitzen und Mom mit allerlei klugen Lebensweisheiten über die Realitäten eines selbstbewussten Kerlchens von der schönsten kleinen unbekannten Insel der Welt in Kenntnis zu setzen.

Von drüben aus dem Schlafzimmer höre ich ein Geräusch, das mir doch sehr bekannt vorkommt, und das mir augenblicklich den Gedanken „Ach nee, Kinder, bitte nicht!“ durch den Kopf jagt und zeitgleich lege ich mir eine Art Diskussionsstrategie zurecht für das, was da gleich kommen mag.

Die Schublade meines Nachtschranks, sie hat beim öffnen ein sehr charakteristisches, schleifend-mahlendes Holz-auf-Holz-Geräusch.

Wenn nun die folgenden Faktoren zusammentreffen:

  • Zoë und Gillian allein im Schlafzimmer
  • Meine Schublade wird mit dem oben ausführlich beschriebenen Geräusch geöffnet

dann verheißt das zwar nicht wirklich was schlimmes, aber der weitere Zeitplan des Tages, den Mom sich doch sehr ambitioniert eng gestrickt zurechtgelegt hat, wird ins Wanken geraten…

Ich meine, ich bin ja sehr froh, dass die Kinder sich soweit selbst beschäftigen können, dass sie noch nicht anfangen zu quaken, wo Daddy denn ist und wann er wiederkommt, aber manchmal ertappe ich mich bei der Frage, ob ich in dem Alter wohl den gleichen sehr ausgeprägten Forscherdrang hatte wie meine beiden Großen… Dann komme ich zu einem negativen Gesamtergebnis, womit augenblicklich die Frage geklärt sein dürfte, von wem sie das wohl haben. Der Lump!

Lange rede, kurzer Sinn, es kommt also, wie es kommen muss, wenn man zwei vier und fünf Jahre alte Forscherinnen allein in einem so spannenden Expeditionsterrain wie dem elterlichen Schlafgemach lässt.

Johnny tapst mit noch müden Schritten vor mir her zurück Richtung Bett, ich lege die frisch gewindelte, wohl duftende und fröhlich, weil sehr ausgeschlafen vor sich hinbrabbelnde Naomi zurück in ihr Bettchen und überreiße rasch die Lage.

Die beiden Schachteln mit den Kugeln finden Gillian und Zoë dann doch eher nebensächlich. Auch das kleine Ding, das Peter mir zu Weihnachten geschenkt hatte, lässt man eher unbeachtet links liegen.

Interessant finden die Zwerge dann aber doch den großen Freund im knalligen Neongrün, den mit den herrlichen Noppen und Häkchen. Und noch bevor ich ruhig aber ernsthaft einschreiten kann, hat Gillian treffsicher den Nachweis erbracht, wie dieses eigenartig aussehende Teil zu starten ist.

Nun hält sie den Spaßmacher sehr fest, wie um ihn ja nicht fallen zu lassen, während Zoë sehr interessiert die noppige Spitze zu analysieren versucht, die sich leise sirrend bewegt.

Forscherinnen in dem Alter haben die faszinierende Gabe, sich so intensiv mit dem, was sie gerade tun, zu beschäftigen, dass sie praktisch völlig in diese neue, spannende Welt eintauchen und überhaupt nichts mehr anderes um sie herum wahrnehmen.

Kurz überlege ich, dass ich das ganz prima finde. Besser jedenfalls, als würden sie sich bei jeder Kleinigkeit ertappt fühlen und alles panisch fallen lassen oder zu verstecken versuchen, nur weil Mom gerade in der Nähe ist.

Immerhin tun sie nichts wirklich verbotenes, oder? Dass sie vielleicht nicht unbedingt und ungefragt an Schränke oder Schubladen gehen sollten, die sie nichts angehen, das werden sie schon noch lernen, davon bin ich sehr überzeugt…

Und so wird Mom nicht als abschreckende „Hilfe, sie hat uns erwischt!“-Hexe wahrgenommen, sondern als willkommene Auskunftei, die Licht ins Dunkel der ins stocken geratenen Forschung bringen kann.

Natürlich will Johnny auch ganz genau wissen, womit seine großen Schwestern da gerade experimentieren und will natürlich mitmachen.

Drei sind einer zuviel, das gilt auch und besonders für ambitionierte Feldversuche auf unerforschten Kontinenten Gebieten, ergo kommt es sehr schnell zu einer sehr lautstarken Auseinandersetzung über die bei Teilen des Teams unklare Hackordnung innerhalb der Gruppe.

Zeit für die erwachsene Projektleiterin, mit bestimmter Vehemenz einzugreifen und der Experimentierfreude der künftigen Entdeckerinnen Einhalt zu gebieten.

„Darf ich das mal bitte haben, Schätzchen!“ gebe ich eine freundliche, aber sehr verbindliche Ansage und nehme Gillian den wuchtigen Orgasmusbeschleuniger sanft aus der Hand. So ruhig wie möglich deaktiviere ich den freudenspendenden Mechanismus und lege das Gerät wieder zurück in die Schublade.

„Räumt Ihr den Rest bitte auch wieder da rein!“ Klare Ansagen helfen manchmal. Nicht immer und mit voranschreitendem Forscherdrang der Rasselbande auch längst nicht mehr jedes Mal, aber heute gibt es merkwürdigerweise keine Diskussion.

Im Stillen habe ich mir ja schon eine Strategie zurechtgelegt, wie ich die sicherlich gleich entbrennende Diskussion führen werde, aber auch hier holt mich die Wirklichkeit schnell wieder ein.

Die Frage „Was ist das, Mom?“ kommt natürlich wie erwartet, diesmal von Gillian. Meine vorsichtig formulierten und kindgerechten Erklärungsversuche sind allerdings heute nicht vonnöten oder erwünscht.

Emily Zoë McSomething, Universalexpertin in allen Belangen des täglichen Lebens, setzt ihre allwissende Kennermiene auf und zur umfänglichen Erläuterung an.

„Das“, doziert Princess of the Isles No 1 mit leicht schräg gehaltenem Kopf, „macht Mom ein neues Baby, wenn Daddy nicht da ist.“

„Wo’s Daddy?“ poltert Johnny dazwischen.

Und Gillian sieht plötzlich sehr erschrocken aus. „Mom?“ fragt sie und sieht mich direkt an, und ich frage mich, wann sie begreifen wird, dass sie die Welt allein mit ihren unglaublichen Augen wird verändern können…

„Ja, Schatz?“

„Brauchst du denn Daddy jetzt gar nicht mehr?“

Und bevor diese Diskussion jetzt aus dem Ruder läuft und die Stimmung nachhaltig zu kippen droht, gehe ich in die Frühstücksoffensive, und wir alle kitzeln uns gegenseitig durch, bis vor lauter Lachen und Juchzen keiner mehr so genau weiß, worum es eigentlich ging und dann gehen wir alle runter in die Küche, wo Mom die Küchenhilfe eine ganze Wagenladung leckerer Pfannkuchen backt und der hungrigen Meute zum Fraß vorwirft…


Antworten

  1. Selber schuld, in einem gewissen Alter müssen solche Teile halt entdeckersicher aufbewahrt werden, auch wenn die Nutzung dann etwas umständlicher wird 😉

    • Solche Plätze gibt es nicht! Nicht mal Fort Knox kann auf Kids auf Entdeckermission aufhalten.

      Im Übrigen; warum auch?
      Sind die entdeckten Forschungsobjekte gefährlich für Leib oder Seele der Kids?

      • Danke! Du sprichst mir aus der Seele. Ich glaube, das verkehrteste, was Mama in der Situation tun kann, ist ein hektisch-erschrockenes „Oh Gott, leg das weg!“
        Dann denken die wirklich, das ist was gefährliches…
        Interessant wird nur die Reaktion der Insel Community werden, wenn die Forscherinnen ihre Entdeckungen bei ihren Freunden unten im Dorf lautstark verkünden… 😱

    • And the wise guy award goes to… 👏🏼👏🏼😂😂😂

  2. Das sind doch die Hilfsmittel um den verspannten Rücken zu lockern. Ihr seid wunderbar.

    • In meinem Alter kann man das auch prima nutzen, um die Krampfadern im zellulitischen Bewegungsapparat zu lockern… 🤪

  3. Spielzeug ist Spielzeug, nicht wahr? 😉😂

    • Es gibt aber Spielzeug für Vierjährige und welches für Vierzigjährige. 🙄

      • Solange du die Spielsachen nicht vertauschst….😉😂


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